02. August 2021
Vom Hersteller zum Händler, Post 4/8
Im Beitrag 4 von 8 beschreibt Hanspeter, warum er sich dazu entschied, neben seinen eigenen Produkten, Handelskollektionen ins Sortiment aufzunehmen.
Beitrag 4 von 8: Vom Hersteller zum Händler
Vor zwanzig Jahren entschied Hanspeter, sich mit Neustahl und einer eigenen Designkollektion selbständig zu machen. In den ersten zehn Jahren nahm der Absatz der Neustahl- Kollektion stetig zu. Dreissig Händler vertrieben die Möbel von Neustahl in der ganzen Schweiz. Bis zu vierhundert Möbelstücke fertigte Hanspeter im Jahr in seiner Werkstatt an. Zusammen mit einer Agentin, für die Akquise der Händler zuständig, wuchs das Netzwerk von Neustahl jedes Jahr, bis die Wirtschaftskrise 2010 zahlreichen Händlern stark zusetzte. Erschwerend kam hinzu, dass internationale Möbelhersteller den Designfachhandel mit Abnahmeverpflichtungen zusätzlich unter Druck setzten. War der Händler nicht bereit ein bestimmtes Bündel neuer Möbel ins Sortiment aufzunehmen, wurden ihm Kollektionen entzogen. Das Einkaufsbudget des Fachhandels für kleinere Hersteller schränkte sich dadurch stark ein.
Um die Existenz seiner Firma langfristig zu sichern, entschied sich Hanspeter zehn Jahre nach der Gründung, die Zusammenarbeit mit dem Designfachhandel aufzugeben. Wäre die Krise nicht gewesen, hätte Neustahl die eigenen Möbelkollektionen weiter ausgebaut und die Produktion mit weiteren Mitarbeitern gestärkt. Es kam jedoch anders und Hanspeter war gezwungen sich neu aufzustellen. Das frühzeitige Handeln zahlte sich aus. Die Zusammenarbeit mit anderen Herstellern von Designmöbeln nahm Fahrt auf. Durch das entschiedene Handeln konnte das Neustahl-Sortiment durch Handelskollektionen ergänzt werden, womit sich Hanspeter immer mehr vom Hersteller von Designmöbeln zum Händler weiterentwickelte. Die Herausforderung besteht stets darin, die Dynamik am Markt aufmerksam zu verfolgen und mutig auf Trends zu reagieren. Heute sind es markant weniger Esstische der eigenen Designkollektion, welche die Werkstatt im Jahr verlassen. Die Zeiten, in welchen innert weniger Monate eine Tonne Chromstahl in der Arbeitsstätte verarbeitet wurde, gehören der Vergangenheit an. Die Gegenwart verlangt Fortschritt, Flexibilität und Weitblick. Besonders das vergangene Jahr zeigt dies eindrücklich auf. Gehörten vor wenigen Jahren Designmessen zu den wichtigsten Plattformen für Neustahl, sind es heuer digitale Plattformen, welche die Designkollektionen präsentieren. Damit der Wandel funktioniert, gilt es das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Ein authentischer, professioneller und durchgängiger Auftritt ist entscheidend.
Auf die Frage, woher das Wissen stammt, mit welchem Hanspeter Neustahl erfolgreich weiterentwickelt, nennt der Autodidakt neben dem Willen und der Beharrlichkeit, seine Intuition. Die vielen Jahre Erfahrung schulten das Auge. Welche Möbel zusammenpassen oder auf welcher Höhe die Esstischlampe angebracht werden muss, hat er im Gefühl. Die unvoreingenommene, optimistische Herangehensweise zeigen dem Quereinsteiger immer wieder neue Wege auf, die er gekonnt umzusetzen weiss.